Mager- & Trockenrasen
Naturnahe Kalk- (Halb-) Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (LRT 6210)
Dieser auch als Kalk-Magerrasen bezeichnete Lebensraumtyp kommt auf trockenen, nährstoffarmen und kalk- bzw. basenreichen Standorten vor. Die oft an sonnenexponierten Hängen zu findenden Extremstandorte weisen neben hohen Sommertemperaturen oft einen zeitweisen Wassermangel auf, sodass an trockene Standorte angepasste sonst teils seltene Pflanzenarten konkurrenzstark sind. Diese Pflanzen besitzen in der Regel Mechanismen zum Schutz vor übermäßiger Verdunstung, z. B. schmale, behaarte oder stark eingerollte Blätter sowie ein gut ausgeprägtes, stark verzweigtes Wurzelwerk.
Charakteristische Pflanzen sind die Aufrechte Trespe, Thymian, Enzian-Arten aber auch seltene Orchideen-Arten wie die Fliegen- oder Bienen-Ragwurz. Darüber hinaus deuten oftmals bitterstoffreiche Arten oder Arten mit Dornen und Blattrosetten auf eine langfristige Nutzung der Flächen durch Beweidung hin, da diese von Weidetieren gemieden werden.
Die für Kalk-Magerrasen typischen Tierarten sind ebenso vielfältig und erstrecken sind über die verschiedenen Artengruppen. So finden sich neben Reptilien wie der Zauneidechse und der Schlingnatter auch Vogelarten wie der Neuntöter und zahlreiche Insekten-Arten wie der Thymian-Ameisenbläuling.
Auch bei diesem extrem artenreichen Wiesentyp handelt es sich um ein historisch durch landwirtschaftliche Nutzung (insbesondere Beweidung) entstandenes Kulturgut, welches nur durch eine stetige standortgerechte Nutzung und Pflege dauerhaft als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten erhalten werden kann. Optimal hierfür ist eine mosaikartige, abwechslungsreiche Beweidung mit Schafen und Ziegen zwei- bis dreimal jährlich zu an die Standort- und Witterungsbedingungen angepassten Zeiten zwischen Mai und August. Ebenfalls berücksichtigt werden sollten die Minimierung von Nährstoffeinträgen oder Bodenverdichtung (z. B. durch Trittschäden) sowie die Abstimmung der Beweidungszeiten auf den Lebenszyklus schützenswerter Orchideen oder Tagfalter-Arten. Ohne Nutzung droht diesen Standorten die Verbuschung durch schnell wachsende Gehölzarten. Zusätzlich zur Beweidung der Fläche können daher Entbuschungsmaßnahmen oder eine Nachmahd erforderlich sein.
Die Kalk-Magerrasen stellen den artenreichsten Biotoptyp Mitteleuropas dar, und dennoch: Die geringen Erträge dieser Extremstandorte haben in Verbindung mit erschwerten Geländebedingungen und der Aufgabe vieler tierhaltender Betriebe haben in den letzten Jahrzehnten zu einem starken Rückgang dieses Lebensraumtyps geführt.