Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Rückschnitt wirkt oft radikal, ist aber unverzichtbar

Landschaftspflegeverband Schwalm-Eder e.V. bot erstmalig Fortbildung für fachgerechte Heckenpflege an
„Fachgerechte Heckenpflege in der Kulturlandschaft“, so hieß das Thema einer Fortbildungsveranstaltung des Landschaftspflegeverbands Schwalm-Eder e.V., die kürzlich in Bad Zwesten stattfand. Der Teilnehmerkreis bestand aus Mitarbeitenden kommunaler Bauämter und Bauhöfe sowie Vertretern aus Landwirtschaft und Hegegemeinschaften. „Hecken sind traditionelle Elemente unserer Kulturlandschaft und erfüllen vielfältige ökologische und klimaregulierende Funktionen. Ohne regelmäßige fachgerechte Verjüngungsschnitte – das sogenannte „Auf-den-Stock-Setzen“ – gehen diese Funktionen allerdings verloren“, erläutert Franziska Mehlhorn, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes (LPV) Schwalm-Eder e.V. in ihrem Vortrag zur Bedeutung und Pflege von Hecken.


Wer Hecken richtig pflegen wolle, müsse sich damit befassen, welchem Ziel die Pflege dienen und welcher Heckentyp entwickelt oder erhalten werden solle. Dabei sei entscheidend, welche Tierarten in der Umgebung vorkommen. „Der Rückschnitt von Heckenbereichen wirkt auf den ersten Blick oft radikal und sorgt für Unverständnis in der Bevölkerung, ist aber bei fachgerechter Ausführung unerlässlich für den langfristigen Erhalt vielschichtiger und funktionierender Heckenbiotope“, so Mehlhorn. Die Biologin empfiehlt zudem die Erstellung von Gehölzpflegekonzepten für Kommunen oder bestimmte Teilbereiche. Diese würden zunächst zusätzlichen Aufwand bedeuten, langfristig aber den Arbeitsaufwand erleichtern. Der LPV wolle seine Mitglieder, insbesondere die Mitgliedskommunen, bei dieser Arbeit unterstützen. Neben Mehlhorn referierte Sigrun Keim von der Unteren Naturschutzbehörde des Schwalm-Eder- Kreises zu den rechtlichen Grundlagen in der Heckenpflege, basierend auf der aktuellen Gesetzeslage. Andrea Imhäuser vom Landesamt für Landwirtschaft Hessen (LLH) ergänzte die Veranstaltung mit einem Vortrag über den Zusammenhang von Heckenpflege und dem Feldflurprojekt zum Rebhuhnschutz im Schwalm-Eder-Kreis. Unterstützt wurde die Fortbildung darüber hinaus durch Alf Brackelmann, zuständig u. a. für die kommunale Gehölzpflege der Gemeinde Bad Zwesten und Ortslandwirt Matthias Michel. Gemeinsam mit den lokalen Lohnunternehmern Andreas Martin und Philipp Schenk demonstrierten sie im Anschluss an ein gemeinsames Mittagessen vor Ort verschiedene in der Gehölzpflege und -beseitigung einsetzbare Maschinen.


Neben den fachlichen Inhalten und der Maschinenvorführung lag ein Schwerpunkt der Fortbildung auch auf dem Erfahrungsaustausch und der gemeinsamen Diskussion von Herausforderungen sowie eventuellen Optimierungschancen und -wünschen aller in der Gehölzpflege tätigen Akteure.


Als gemeinnütziger Verein mit einem drittelparitätischen Aufbau setzen sich die Mitglieder des LPV gleichberechtigt aus den Bereichen Kommunalpolitik, Landwirtschaft und Naturschutz zusammen. Die Fortbildungsveranstaltungen des LPV sollen daher stets auch den Fokus auf die Vernetzung und einen konstruktiven Austausch zwischen betroffenen Akteuren legen. Mehlhorn und ihr Kollege Marcus Billing planen für das nächste Jahr bereits weitere Fortbildungsveranstaltungen.
 

Kontakt und weitere Informationen:


Franziska Mehlhorn

Tel. (05683) 9238-35 oder 

E-Mail: info@lpv-schwalm-eder.de 

 

sowie ab Frühjahr 2024 auch auf der neuen Internetseite unter www.lpv-schwalm-eder.de
 

Hintergrund


Warum ist ein Rückschnitt von Hecken so wichtig?
Hecken und Feldgehölze bieten insbesondere in unserer Kulturlandschaft Nahrung, Rückzugs- und Nistmöglichkeiten für Tiere und dienen der Biotopvernetzung. 

Darüber hinaus tragen sie zur Regulierung des Wasserhaushaltes angrenzender Flächen, zum Erosions- und Windschutz sowie zur ökologischen Schädlingsbekämpfung bei. Es gilt: Je dichter und vielschichtiger eine Hecke ist, desto wertvoller ist sie. Aber gerade dieser vielschichtige Aufbau mit krautigem Saum und Gehölzen verschiedener Arten und Altersstrukturen verschwindet, wenn fachgerechte Pflegeschnitte ausbleiben.


Die Hecke wirkt dann von außen dicht, ist aber innen kahl und kann ihre Funktionen nicht mehr erfüllen.


Werden Hecken „Auf-den-Stock-gesetzt“, wirkt das auf den ersten Blick meist sehr radikal und stößt auf Unverständnis. Aber wird dieser sogenannte Verjüngungsschnitt fachgerecht ausgeführt, dient er der Revitalisierung der Hecke und trägt dazu bei, sie als wertvolles Biotop zu erhalten. Bereits im Folgejahr haben die geschnittenen Sträucher wieder ausgetrieben und nach wenigen Jahren erfüllen sie wieder all ihre Funktionen, die ohne die Pflegemaßnahme verloren gegangen wären.


Wie sieht eine fachgerechte Pflege aus?
Bereiche zum Ausweichen belassen: Hecken sollten abschnittweise über einen Zeitraum von mehreren Jahren gepflegt werden. Dabei werden maximal 20-30 % einer Hecke geschnitten und dann zwei bis drei Jahre pausiert, bevor der nächste Abschnitt zurückgeschnitten wird. Einzelne, langlebige Bäume können je nach Pflegeziel in der Hecke belassen und freigestellt werden. Pflegekonzepte für Landschaftsbereiche oder ganze Kommunen erleichtern langfristig den Pflegeaufwand. Glatte Schnittstellen und die richtige Schnitttechnik vermeiden das Eindringen von Krankheitserregern und ermöglichen einen schnellen, gesunden Wiederaustrieb der Sträucher. 

 

Unbedingt verzichtet werden sollte bei der Heckenpflege auf den Einsatz von Mulchern und auf ausschließlich seitlichen Rückschnitt entlang von landwirtschaftlichen Flächen oder Wegen. Neben der Verfügbarkeit und dem Einsatz geeigneter Maschinen spielen in der Heckenpflege die Qualifikation der
Ausführenden und die Information der Bevölkerung eine wichtige Rolle.